Bolivien ist anders…

 

…was man direkt am Grenzübergang spürt. Wir überqueren vom argentinischen La Quiaca den Fluss und befinden uns im bolivianischen Villazon. Morgens um 7.30 herrscht hier schon so viel Trubel, überall kleine Marktstände und Frauen, die Essen  verkaufen. Villazon verlassen wir aber gleich wieder und fahren für 10 Bolivianos (1 Euro) nach Tupiza (immerhin 2 Stunden Busfahrt). Tupiza liegt wunderschön zwischen bunten Bergen und einer mit Kakteenübersäten Wildwest-Landschaft. Im Ort selbst fallen uns vor allem der traditionelle Stil der Frauen auf: lange schwarze Haare, die zu zwei Zöpfen geflochten sind, darauf ein Melonenhut und dazu ein passendes Kleid. Bolivien ist deutlich ärmer als Argentinien und Chile, was man vor allem an den vielen kleinen Straßenständen, an den uralten Autos und auch an den Menschen sieht (man sieht aber keine bettelnden Menschen). Und hier ist alles so herrlich günstig: 2 frischgepresste Papaya-Säfte für zusammen 80 Cent. In Tupiza kann man schöne Wanderungen starten und wir machen uns auf ins Tal der Penisse und zum Inca-Canyon. Das Tal der Penisse (es heißt wirklich so!) überzeugt uns mit den vielen steilaufragenden Felsen in Geschlechtsteilform sowie mit vielen riesigen Kakteen. Auch der Canyon ist wunderschön zum Klettern und Kraxeln in den Felsen und zum Abkühlen im Schatten.

Für die kommenden Tage wollen wir uns den Südwesten Boliviens anschauen, was wiederum nur mit einer geführten Jeep-Tour machbar ist. Glücklicherweise treffen wir in unserem Hostel Sarah und Nate aus Australien, mit denen wir uns die Kosten teilen können. Und dazu sind die beiden ein echter Glücksgriff, denn wir verstehen uns super und verbringen vier tolle Tage in der unwirklichen Hochebene Boliviens. Unser Jeep hat zwar bei sechs Plätzen nur zwei Sicherheitsgurte, aber es wird schon gut gehen. Da die Landschaft ähnlich beeindruckend ist wie in der Puna verzichten wir auf großartige Landschaftsbeschreibungen, dennoch ein paar Highlights, die wir nennen möchten: Blick auf den Licancabur mit der weißen und grünen Lagune im Vordergrund, die Geysire mit übelriechendem Schwefelgeruch (hier knacken wir auch die 5.000m über dem Meeresspiegel), die Laguna Colorada mit ihrem tiefroten Wasser und vielen Flamingos, verrückte Felsformationen, das Salzhostal (hier ist alles aus Salz gebaut) und natürlich den weltgrößten Salzsee “Salar de Uyuni”, man sieht hier nichts mehr außer einer unendlichen weißen Fläche. Die Salzfläche ist 15mal größer als der Bodensee und man verliert jegliches Gefühl für Entfernungen. Es ist hier kurz gesagt einfach atemberaubend (was nicht nur an der Höhe liegt) und einmalig. Am dritten Tag haben wir mitten auf einer Salz- und Boraxfläche eine Panne, es hat die Kühlung, Wasserpumpe und einiges mehr zerfetzt. Da stehen wir also mitten im Nichts und warten auf Hilfe, die dann auch endlich irgendwann kommt und uns abschleppt. Im nächsten Dorf meint unser Fahrer, dass wir jetzt wieder selbst weiterfahren können, aber wir kommen nur zwei Kilometer und warten wieder auf Hilfe. Der nächste Jeep kommt bald, hat aber leider kein Abschleppseil dabei. Also werden kurzerhand die verbleibenden beiden Sicherheitsgurte komplett ausgeschraubt, miteinander verknotet und zwischen die zwei Jeeps gespannt. Am Anfang gucken wir noch ungläubig als die Fahrer die Innenverkleidungen des Toyota auseinander bauen, um an die Gurte zu kommen, doch bald lachen wir mit unseren Mitreisenden und am Ende funktioniert die ganze Sache sogar überraschend gut. Nach einer insgesamt 12-stündigen Fahrt kommen wir abends ziemlich erledigt im Salzhostel an. Unser Fahrer arbeitet die ganze Nacht durch und am nächsten Tag fährt das Auto wieder einwandfrei (sieht zumindest so aus), ok, der Tacho funktioniert nicht, aber das hat er die ganzen vier Tage nicht, ebenso die elektrischen Fensterheber sowie manchmal auch die Batterie. Egal, wir genießen die Tour auch so, das tolle Essen von unserer Köchin Mari, die gute Gesellschaft von Sarah und Nate und natürlich die faszinierende Landschaft, die in dieser Art wohl einzigartig auf dieser Welt ist.

2 Gedanken zu „Bolivien ist anders…“

  1. Die Salar de Uyuni-Bilder haben bestimmt Spaß gemacht… sehen jedenfalls sehr lustig und kreativ aus!

    1. Ja, das hat wirklich richtig Spaß gemacht. Aber man braucht viel Geduld, es ist gar nicht so einfach hier gute Fotos hinzubekommen.

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