Wie ein anderer Kontinent…

 

…fühlt es sich an durch den Südwesten Südafrikas zu fahren. Sind wir noch in Afrika? Seit langem sehen wir mal wieder mehr weiße als schwarze Menschen, wir erleben Tage mit einer geschlossenen Wolkendecke (!), ja, es regnet sogar, es gibt Städte, in denen wir abends im Dunkeln vom Restaurant nach Hause laufen können, Marktplätze und Straßen sehen teilweise aus wie in Deutschland. Ja, wir sind noch in Afrika, aber die Kapregion wirkt wie Europa und bringt uns so langsam auch gefühlsmäßig in Richtung Heimat. Paviane und Schildkröten, die die Straße überqueren, zeigen uns aber deutlich wo wir derzeit noch sind.

Landschaftlich genießen wir es hier sehr. Nach der Wüste Namibias kommen wir in der grünen, fruchtbaren Gegend der Wein- und Obstregion an. Überall blühen die Obstbäume, saftige Wiesen erstrecken sich an den Hängen, nur Weinzeit ist natürlich im Frühling nicht. Dennoch, der Wein schmeckt außergewöhnlich gut, genauso wie das Essen, das interessante Mischungen aus afrikanisch, europäisch und asiatisch anbietet. Wer kommt schon auf die Idee auf einen Hackfleischauflauf (Bobotie) mit Kartoffeln frische Bananen zu legen und Kokosraspeln darüber zu streuen? Von Stellenbosch nehmen wir die Route 62, die uns im Landesinneren durch Berge, Hügel, kleine Weindörfer und an alten Bauernhäusern vorbei führt bis wir nach drei Tagen schließlich in Oudtshoorn landen. Diese Stadt ist besonders für seine Strauße bekannt und boomte in den 1920er-Jahren als es in Europa “in” war Straußenfederboas und Accessoires aus feinem Straußenleder zu tragen. Die Tage der Straußenbarone, wie die reichen Farmbesitzer genannt wurden, ist vorbei, aber es gibt auch heute noch über 1.000 Straußenfarmen in der Gegend. Natürlich wird es hier fast zur Pflicht sich eine Farm genauer anzuschauen und es ist tatsächlich interessant, etwas über die Tiere und die Produkte der Tiere zu lernen. Zum Beispiel haben Strauße keine Zähne, daher essen sie immer wieder Steine, die dann im Magen als Werkzeuge dienen und das Essen zermalmen. Auf der Farm werden pro Woche 600 bis 800 neue Vögel geboren, die später entweder geschlachtet oder zur Aufzucht verwendet werden. Aus den Federn werden heute eher Staubwedel als schicke Federboas gemacht, die riesigen Eier (dauert 90 Minuten zum Hartkochen) werden als Souvenirs verkauft, Leder und Fleisch sind nach wie vor beliebte Exportartikel. Da die Tour natürlich sehr touristisch ist, haben wir am Schluss die Möglichkeit auf einem der Vögel zu reiten oder zu sitzen. Nach etwas Zögern entscheiden wir uns fürs Sitzen, das muss reichen und ist irgendwie schon beängstigend genug. Zur Feier des Tages gibt’s abends natürlich leckeres Straußensteak, was wir besonders weiterempfehlen können!

Von Oudtshoorn geht es weiter in Richtung Küste, denn wir wollen hier nochmals etwas Meer mitnehmen und die Garden Route genießen. In Knysna erreichen wir wieder den indischen Ozean und sind fasziniert von der tollen Fels-, Klippen- und Sandstrandküste. Egal, ob wir weit oben über dem Meer stehen und die Aussicht genießen, ob wir auf den Felsen direkt am Meer die wilden Wellen beobachten oder uns an den Strand setzen und picknicken, die Farben der Landschaft und das aufbrausende Meer begeistern uns. Eigentlich könnten wir hier Stunden sitzen und aufs Wasser hinausschauen und die Sonne genießen. Auf der anderen Seite der Klippen, also Richtung Inland, erstreckt sich eine Lagune, die nur durch eine kleine Lücke zwischen den Felsen mit dem Meer verbunden ist. An dieser Lagune liegt das kleine Städtchen Knysna mit einem Yachthafen, Kais, den üblichen Souvenirshops, Eisdielen und einigen älteren Holzhäuschen. Ein netter Ort zum Wohlfühlen!

Da das Wetter die nächsten Tage nicht so ganz mitspielen soll, bringen wir einige Kilometer hinter uns und fahren ins Surfermekka Jeffrey’s Bay, wo sich alles um Wellen, Bretter und Style dreht. Da wir bekanntlich keine Surfer sind, stürzen wir uns nicht in die Wellen, sondern in die Outletshops der großen Surfermarken. Das Angebot ist so riesig, dass wir fast überfordert sind, aber natürlich auch etwas finden. Wo gibt es schon Billabong-T-Shirts für 3,50 Euro? Unser perfektes Hostel (das beste der Reise) liegt nur wenige Meter vom Strand entfernt und da das Wetter doch besser wird als angekündigt, können wir schöne Stunden an den zahlreichen Stränden verbringen. Zur Nebensaison sind sämtliche Strände fast wie leergefegt und Sandspaziergänge dehnen sich auf mehrere Kilometer. Zwei Dinge bremsen uns unterwegs aber doch aus: Erstens die Wale, die wir in ca. 100 Meter Entfernung vom Strand aus sehen (nachdem wir uns gerade dachten, dass es hier ganz schön wäre zum Baden) und zweitens die vielen faszinierenden Muscheln in allen möglichen Farben und Formen. Wir werden ganz automatisch zu Muschelsammlern und haben später einen ganzen Berg voller bunter, schöner Exemplare. Die glitzernden Seeohren müssen wir leider aber wieder an den Strand zurückbringen, da wir die mehreren Hundert Euro Strafe (pro Stück) bei Einfuhr in die EU doch nicht bezahlen möchten. Schade, denn im Hostel werden sie als Aschenbecher verwendet…

Strand, Meer, Muscheln, Wale, Surfer und die hohen Wellen machen Lust auf Mehr und wir freuen uns schon auf die nächsten Tage an der Garden Route. Nächster Halt: Tsitsikamma National Park!

 

Ein Gedanke zu „Wie ein anderer Kontinent…“

  1. Sehr lustig, wenn man eure Bilder sieht – Cango, Swartbergpass, Knysna -, da können wir unsere Reise grade noch einmal erleben! 🙂

    viel Spaß euch noch in diesem wunderschönen Land!

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