Potosi und Sucre

 

Zwei wunderschöne alte Kolonialstädte erwarten uns nach der anstrengenden Tour durch die Uyuni-Gegend: zunächst Potosi, die höchstgelegene Stadt der Welt, später Sucre, Boliviens offizielle Hauptstadt.

Und beide überraschen uns positiv. Potosi liegt auf 4.100 m, mitten in den Bergen und erstreckt sich über einen riesigen Hang, im Hintergrund ragt der Cerro Rico auf, der Grund warum es diese Stadt überhaupt gibt. Hier wurde für ca. drei Jahrhunderte Silber abgebaut, die Stadt war früher die reichste Stadt Südamerikas und das Silber hat das komplette spanische Reich finanziert. Auch heute noch werden im Cerro Rico verschiedene Mineralien abgebaut, die Methoden scheinen sich aber kaum von früher zu unterscheiden. Gemeinsam mit Sarah, Nate und einigen anderen aus unserem Hostel machen wir uns auf mit einer Tour eine der Minen zu erkunden. Zunächst gehen wir zum Minenarbeitermarkt, wo man verschiedene Geschenke für die Minenarbeiter kaufen kann bzw. kaufen soll, sonst werden Touristen in den Minen nicht gern gesehen. Zu kaufen gibt es: 96%igen Alkohol (der pur getrunken wird!), Pisco, Zigaretten, Coca-Blätter, Saft und Dynamitstangen. Da man im Leben nicht so oft die Möglichkeit hat an einem Marktstand Dynamit zu kaufen, entscheiden wir uns dafür (was wir später wieder bereuen). Nach dem etwas eigenartigen Marktbesuch fahren wir hinauf zum Berg, in den es ca. 500 Mineneingänge gibt. 15.000 bis 20.000 Menschen arbeiten heute noch im Berg, ihre Lebenserwartung liegt aufgrund der vielen giftigen Dämpfe und Unfälle bei nur 52 Jahren. Als wir den Mineneingang betreten wird uns schon etwas mulmig, es ist eng, sehr eng sogar, ziemlich dunkel, die Luft ist schlecht und die vielen Stütz-Holzbalken sind komplett morsch. Jetzt sind wir aber schon drin und gehen unserem Guide nach tief in den Berg hinein, wir krabbeln durch winzige Löcher, klettern Leitern in engen Schächten hinab und hinauf, sehen ab und an einen Arbeiter, dem wir ein Geschenk überreichen. Auch dem Minengott “Tio” statten wir einen Besuch ab, bevor wir uns bei einem Minenarbeiter hinsetzen, der den gekauften Dynamit in ein dafür gebohrtes Loch (handgebohrt in den Stein) schiebt. Man wird schon etwas nervös wenn die Arbeiter hier mit Dynamit hantieren, gleichzeitig den 96%-igen Schnaps trinken und dann auch noch spaßeshalber die Lunte anzünden als wir noch direkt danebensitzen. Wir sind dann aber durch kleine Löcher doch wenigstens 30 Meter weggekrochen bevor es zwei Explosionen gibt. Durch dynamitgeschwängerte Luft, die voller Staub ist, machen wir uns hustend wieder davon, um noch tiefer in den Berg abzusteigen. Nach zwei Stunden sind wir heilfroh, als wir am Ende des Tunnels das Tageslicht erblicken. Wie die Menschen hier arbeiten ist verrückt, lebensmüde und sehr bedrückend, dazu die extrem engen Gänge, Löcher und Abstiege (laut unseren englischsprachigen Gefährten ist das “fucking insane”). Später erfahren wir, dass seit Gründung der Mine vor 500 Jahren 8 Millionen Menschen in der Mine gestorben sind.

Abgesehen von der Mine gefällt uns Potosi mit seinen vielen alten Kolonialgebäuden, Kirchen, engen Straßen und Märkten sehr gut. Und die Bolivianer haben zwei tolle Trümpfe: Das Essen schmeckt super, ganz egal was man isst, und fast alles ist günstig. Wir gönnen uns also fast jeden Tag ein Vier-Gänge-Menü, das zwischen 2,50 € und 4 € kostet, z.B. Crêpes mit Gemüsefüllung, danach Gemüse-Quinoa-Suppe, als Hauptgang Lama-Steak mit Pommes und ein Schokoladenkuchen als Dessert. Der frische Erdbeersaft kostet stolze 70 Cent. Hier kochen nicht einmal Schwaben selbst!

Auch in Sucre hauen wir uns ordentlich die Mägen voll, wir freuen uns jedes Mal wieder, wenn ein unglaublich leckeres Essen fast nichts kostet. In Chile waren Restaurants nicht so toll, in Argentinien eigentlich nur Steaks und Empanadas, und hier in Bolivien werden wir in jedem Restaurant überrascht mit richtigen Leckereien.

Nicht nur das Essen in Sucre ist toll, auch die Stadt ist wunderschön, obwohl sie eigentlich keine Sehenswürdigkeit hat. Die Altstadt besteht ausschließlich aus strahlend weißen Kolonialgebäuden, alle schön herausgeputzt, mit einladenden Innenhöfen, gefühlt ist jedes dritte Haus eine prächtige Kirche. Eine ganze Stadt in Weiß, das gibt Sucre seinen Reiz und Charme, dem auch wir verfallen indem wir uns hier drei Tage lang ausruhen und mal wieder das Leben etwas langsamer genießen.

Ein Gedanke zu „Potosi und Sucre“

  1. Krass, dass ihr in der Mine gewesen seid. Hab da erst nen Bericht bei Galileo darüber gesehen, sehr bedrückend…. Und Susi: Du hast ja richtig lange Haare bekommen. Sieht gut aus 🙂

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