Ein letzter Ausflug in die Bergwelt der Anden

 

Ein letztes Mal haben wir von Arequipa aus die Möglichkeit nochmals in die faszinierende Bergwelt der Anden einzutauchen. Unser Bus nach Chivay fährt genau dort ab, wo wir vermuten, und es ist mal wieder eine sehr schöne Fahrt vorbei an Vulkanen und schneebedeckten Bergen über den Patahuasi-Pass (fast 5.000m), um nach dreieinhalb Stunden am Ziel direkt am Colca-Canyon anzukommen. Der Canyon ist der zweittiefste Canyon der Welt, bis zu 3.400m tief und damit dreimal so tief wie der berühmte Grand Canyon. Außerdem hat er sich durch die guten Kondor-Beobachtungsmöglichkeiten einen Namen gemacht. Also machen wir uns am nächsten Tag früh auf (um 4 Uhr fährt der Bus), um zum Cruz del Condor-Aussichtspunkt zu kommen. Zunächst warten wir 45 Minuten auf den Bus, um dann auf holpriger Straße die nächsten zwei Stunden im überfüllten Bus zu stehen. Aber es lohnt sich, denn wir erreichen unser Ziel genau zum Sonnenaufgang und außer uns sind keine anderen Touristen im Bus. Und auch die Andenkondore mit ihren riesigen Flügeln (bis zu 3m Spannweite) bieten uns eine gute Show, indem sie direkt vor, unter und über uns ihre Bahnen ziehen. Es ist richtig faszinierend diesem Vogel zuzuschauen, denn er fliegt nur im Gleitflug, die Flügel werden nur jeweils einmal zum Landen und zum Starten genutzt, ansonsten nutzt er die Luftströme und gleitet perfekt und majestätisch durch die Bergwelt. Hier verbringen wir fast drei Stunden mit Kondor-Beobachtung, Frühstück und Aufwärmen, denn es ist bitterkalt so früh am Morgen. Irgendwann haben aber auch wir genug und wir wandern weiter am Canyon entlang bis nach Cabanaconde, von wo wir tolle Blicke in den tiefen Canyon und auf die umliegenden Berge und Vulkane genießen. Unsere Wanderung führt uns einerseits durch das typische peruanische Landleben, über Felder und Wiesen, aber andererseits auch an viel Armut und sehr einfacher Lebensweise vorbei. Die Getreidefelder werden hier per Hand bestellt, jede einzelne Ähre mit der Sichel geerntet. Ähnliche Bilder sehen wir am nächsten Tag als wir rund um Chivay noch einen Spaziergang machen, der uns das einfache Leben hier in den Bergen vor Augen führt. Nach wie vor werden in der Gegend auch die unzähligen, in den tiefen Canyon gebauten Terrassen aus dem 12. Jahrhundert genutzt, auch wenn es oft nur wenige Quadratmeter Nutzfläche hergibt. Dennoch ist die Landschaft unglaublich schön, der Canyon in der Talmitte, umgeben von steilen Feldern und Wiesen, kleinen Dörfern und darüber die Sechstausender der Anden. In Chivay können wir dann auch noch Susis Geburtstag gebührend mit Kuchen und frischen Säften nachfeiern, abends gibt’s nochmals leckeres Alpaca-Geschnetzeltes. Und dann heißt es langsam Abschied nehmen von den Anden, den vielen Traditionen, interessanten Frauenhüten (fast jeder Ort hat einen eigenen Hutstil, mal schön, mal kitschig), Vulkanen, tiefen Tälern… Die Berge der Anden haben uns die letzten vier Monate tagein tagaus begleitet, etwas traurig sagen wir also „Auf Wiedersehen“ und wir fahren mit dem Bus zurück nach Arequipa, wo wir in den Nachtbus nach Lima steigen. Für die letzte Busfahrt in Südamerika gönnen wir uns noch etwas Luxus: 105 Soles (27 Euro) für 16 Stunden, es gibt Abendessen und Frühstück, W-Lan und jeder Sitz hat seinen eigenen Monitor für Filme, Spiele, Musik und Internet. Ganz zu schweigen von den bequemen Sitzen, in denen wir weit nach hinten geklappt gut schlafen können. Ja, diese Busse werden wir nicht nur in Afrika, sondern auch in Deutschland vermissen. Am Sonntag geht es für uns weiter, zunächst zwei Nächte in Frankfurt und dann ruft schon Tansania. Die Zeit vergeht irgendwie wie im Flug…