Man mag sich jetzt vielleicht denken, dass wir doch schon die ganze Zeit im Urlaub sind, aber das stimmt nicht ganz, denn so eine Reise ist anstrengender als man denkt. Daher sind die Tage für uns hier in Rurrenabaque wie Urlaub, wir machen fast gar nichts, genießen das Leben, die Hitze, die vielen frischen, exotischen Fruchtsäfte und natürlich die Hängematten. Wenn man das Lebensgefühl von Rurre, wie hier alle sagen, in einem Wort beschreiben müsste, dann wäre das wohl „Hängematte“.
Um nach Rurre zu kommen, haben wir uns tatsächlich den Luxus eines Flugzeugs gegönnt, denn der Bus benötigt für 240 Kilometer Luftlinie zwischen 18 und 24 Stunden, der Flug nur 30 Minuten. Und da man von 4.060 Meter auf 150 Meter geht, ist man eigentlich direkt vom Start weg im Landeanflug. Ein weiterer Pluspunkt für den Flug ist der tolle Flughafen in Rurre, der sich irgendwo mitten im Busch befindet und eigentlich nur aus einem kleinen Holzhaus besteht.
Der Ort selbst ist nichts besonderes, aber die Lage am Rio Beni, einem Zufluss zum Amazonas, und der unendliche Dschungel geben Rurre eine entspannte, schöne Atmosphäre. Hier läuft alles etwas gemütlicher, die Straßen sind voller Motorräder, die wiederum voller Familien sind (natürlich alle Familienmitglieder auf einem Motorrad). Die „Fähre“ über den Fluss hat Platz für ein Auto, ansonsten fahren nur lange Kanus auf dem Wasser, die entweder frische Bananen ausladen oder Passagiere auf die andere Flussseite bringen. Überall dröhnt rhythmische Musik aus den Bars und Restaurants und die Palmen voller Kokosnüsse ragen aus den Gärten.
Für drei Tage wollen wir in den nahegelegenen Madidi Nationalpark, der nur über den Rio Beni erreichbar ist, das heißt zunächst geht es also für drei Stunden auf dem Kanu zu unserer Unterkunft, die im Nationalpark liegt. Schon auf dem Weg dorthin können wir bunte Vögel und einen Kaiman beobachten. Die Lodge befindet sich wunderschön am Rand des Dschungels, zwischen Kaffee- und Mangobäumen, Bananenstauden, Ananas- und Papayapalmen und die nächsten Tage müssen wir nichts tun, denn wir bekommen ständig frische Säfte serviert, es gibt leckeres lokales Essen und unser Guide zeigt uns viele kleine und große Dinge im Urwald. Etwas beängstigend finden wir die große Tarantel, die an der Tür zur Dusche sitzt und auch die 2 Meter lange Schlange, die einmal unseren Weg kreuzt (Anaconda und Boa Constrictor sehen wir aber zum Glück nicht). Da sind uns die vielen großen, bunten Papageien, die brüllenden Affen, Schildkröten und Co. schon lieber. Beim Beobachten der Tiere kann es schon einmal passieren, dass vor lauter Spannung die Hose am Hintern aufreißt, was unser sexy Dschungel-Outfit mit weißen Gummistiefeln weiter verbessert. Einem Jaguar sind wir zwar auf der Spur, aber wir sehen keinen. An einem Nachmittag machen wir einen kleinen Angel-Ausflug und Susi fängt sogar einen Piranha, den wir dann aber wieder ins Wasser werfen (wo er wahrscheinlich vom nächsten Kaiman gefressen wird). Der Gedanke, dass in Richtung Brasilien nun 3.000 Kilometer lang einfach nur dichter, undurchdringlicher Regenwald folgt, ist irgendwie faszinierend. Mit seinen vielen eigenartigen Pflanzen und Tieren gefällt uns der Dschungel nach den vielen Bergen der Anden sehr gut, vor allem ist es so schön grün und heiß! Wobei, eigentlich ist es fast schon zu heiß und zu schwül, wir schwitzen ohne Ende und einmal verschwitzte Klamotten trocknen hier einfach nicht mehr.
Nach drei Tagen geht es dann wieder zurück nach Rurre, wo wir noch einen gemütlichen Tag verbringen, bevor es dann am nächsten Morgen wieder mit dem Flugzeug nach La Paz gehen soll. Da es aber die ganze Nacht schüttet ohne Ende, wird unser Flug gestrichen und wir „müssen“ einen weiteren Tag in Hängematten hinter uns bringen und sozusagen unseren Urlaub in Rurre verlängern. Wir machen das Beste daraus: Einfach nichts!