Unsere Ankunft in Nkhata Bay versöhnt uns mit den zwei vorausgegangenen, anstrengenden Minibus-Fahrten, denn wir können unser Zelt nur einige Meter vom Seeufer auf einem kleinen Felsen aufschlagen. Das Wasser ist unglaublich klar, wir sehen beim Schwimmen weit hinunter bis zum Grund, mit dem Kanu zu paddeln ist wunderschön (und kostenlos) und obendrein sehen wir kleine rote, gelbe und blaue Fische. Es verwundert uns nicht, dass der Großteil der weltweiten Aquariumfische ursprünglich aus dem Malawisee stammt. Um die hier allgegenwärtige gute Laune weiter zu steigern, spielt am Abend eine der bekanntesten malawischen Bands auf der Terrasse des Hostels/Campingplatzes direkt am See. Bei tropischen Temperaturen wird die Stimmung ordentlich aufgeheizt und nach nur einem Lied quillt die Terrasse über vor Tanzwütigen. Dabei fallen uns zwei Dinge auf: Erstens, wenn Schwarze tanzen sieht das einfacher besser aus als das Gezappel der weißen Touristen und zweitens, malawischer Reggae ist ziemlich cool (wen’s interessiert, die Band heißt Body, Mind and Soul).
In Malawi gibt es nicht nur außergewöhnliche Minibus-Fahrten, nein, auch Fährpassagen über den Malawisee sind aufregend und abenteuerlich. Um aber überhaupt aufs Boot zu kommen und zu wissen wann es abfährt, brauchen wir Zeit und Geduld. Normalerweise legt die ‘Ilala’ einmal pro Woche in Nkhata Bay an, von wo wir nach Likoma Island übersetzen möchten. Aufgrund eines Motorschadens fährt das altersschwache Schiff seit zwei Wochen aber nicht, schade, darauf hatten wir uns schon sehr gefreut. Mit Schiffsfahrten in Afrika hatten wir bislang kein Glück, denn auch schon in Tansania wollten wir ursprünglich mit der MV Liemba von Kigoma bis auf die sambische Seite des Tanganjika-Sees reisen. (Mit der Liemba wollten wir allein schon aus historischen Gründen fahren, da sie vor dem ersten Weltkrieg in Deutschland gebaut, zerlegt, nach Ostafrika verschifft und dort wieder zusammen gebaut wurde (und dann versenkt wurde, damit sie nicht den Briten in die Hände fällt)). Da auch die Liemba genau zu der Zeit, zu der wir in Tansania waren, repariert wurde, konnten wir dort schon keine Schiffsreise unternehmen – und nun lässt uns auch die malawische Ilala im Stich. In Nkhata Bay bekommen wir aber immerhin die Info, dass ab und zu ein weiteres Schiff zur Likoma Insel übersetzt. Niemand weiß genau, wie und wann es fährt. Erst früh am Morgen erhalten wir die Info, dass es losgeht, in 90 Minuten müssen wir am Hafen sein. Also gut, das Zelt wird schnell zusammengepackt, unser Gepäck irgendwie in den Rucksack gestopft und schon machen wir uns gemeinsam mit Anne und Stephane aus Frankreich auf zum Fähranleger. Um 8.30 sollen wir vor Ort sein, als Europäer sind wir natürlich pünktlich. Bislang sind aber nur einige wenige Passagiere hier, die ein oder andere Kiste und vor allem Bananen. Halb voll abzufahren geht natürlich nicht und so trudeln im Lauf der Zeit viele weitere Fahrgäste ein, wahnsinnig viele Getränkekisten, weitere Bananen und Kisten mit allem möglichen, Fernseher, Computer, Wellblech, Holzbretter, was man eben auf einer einsam im See liegenden Insel benötigt. Um kurz nach 10 Uhr und schon ganz ordentlich gefüllt, geht es dann tatsächlich los – wir können bereits jetzt kaum noch auf den unbequemen Bänken sitzen. Das ganze obere Deck ist voll gepackt mit allem möglichen, es gleicht einem einzigen Chaos und wer genau hinschaut, der findet zwischen Kisten, Koffern und Bananen immer wieder Fahrgäste liegen, die die Bänke wohl genauso unbequem finden wie wir. Vier bis fünf Stunden soll die Überfahrt dauern, das scheint auf jeden Fall machbar. Als wir die Bucht verlassen merken wir aber erst wie groß die Wellen des Sees sind, geschätzte drei bis vier Meter hoch, es schaukelt erbärmlich und wir haben nur eine Möglichkeit gegen Übelkeit: den Horizont fixieren und nie auf den Boden schauen. Die Fahrt direkt gegen Wind und Wellen verlangsamt uns so sehr, dass wir statt fünf Stunden knapp zehn Stunden brauchen, in denen wir größtenteils stumm nach vorne gucken und immer wieder schön nass gespritzt werden. Kurz vor Likoma liegt eine weitere Insel, Chizumulu, eigentlich nur ein Berg mit zwei Dörfern am Strand. Im Windschatten legen wir in zwei herrlichen Buchten an und Waren und Passagiere werden von kleinen Booten zum Strand gebracht. Ein Wunder, dass nichts ins türkise Wasser fällt, denn die Fischerboote sind zum Teil völlig überfüllt und 1,5m große Kartonwürfel aus einem Boot in ein kleines, wackliges zu übergeben, sieht nicht ganz einfach aus. Für uns als Zuschauer ist es sehr interessant und faszinierend. Wir verlassen Chizumulu bei einem der wunderbarsten Sonnenuntergänge unserer Reise (und wir hatten unzählige herrliche Abendstimmungen). Nur zwei Stunden später sind wir auch schon in der Hafenbucht von Chipyela auf Likoma. Dieses Mal müssen auch wir vom großen Schiff in ein kleines, schaukelndes Boot umsteigen, bei Dunkelheit mit großem Rucksack gar nicht ganz einfach, aber wir schaffen es trockenen Fußes auf die Insel. Mit einem der ca. 15 Autos der Insel werden wir zum Campingplatz gebracht und dass der Zeltplatz traumhaft schön ist, entdecken wir eigentlich erst richtig am nächsten Tag als die Sonne aufgeht: das Zelt auf goldenem Sand, unter einem Mangobaum, nur wenige Meter vom See entfernt. Jeder Morgen beginnt mit einigen Zügen im Malawisee, besser kann man nicht in den Tag starten. Die Tage hier auf Likoma verbringen wir mit Lesen am Strand, Schnorcheln im Fischparadies, Pfannkuchen zum Frühstück, Betrachten von herrlichen Sonnenuntergängen und dem unglaublichen Sternenhimmel, vielleicht nochmal Baden, abends ein Radler, achja, so ein Inselleben hat es in sich. Aber die kleine Insel bietet auch einige schöne Hügel zum Besteigen, viele dicke, urige Baobabbäume und ein kleines nettes Örtchen mit einer völlig überdimensionalen Kirche, die die Briten hier vor 100 Jahren aufgestellt haben. Dennoch erscheint es und das bislang schönste Gebäude in Malawi zu sein. Nach dem Besuch des Ortes fallen wir aber wieder in unser Muster aus Lesen, Pfannkuchen, Baden und Sonnenuntergang zurück…
Da niemand so recht weiß, wann wieder ein Boot zurück nach Nkhata Bay fährt, bleiben wir hier länger als geplant, was aber nicht so wild ist. Likoma gehört zu Malawi, liegt aber im mosambikanischen Teil des Sees und Mosambik ist nicht weit. Kurz sind wir am Überlegen, ob wir spontan in ein neues Land reisen sollen, aber unsere nicht vorhandenen Portugiesisch-Kenntnisse (was in Mosambik fast zwingend nötig ist) halten uns davon ab.
Nach fünf Nächten erhalten wir die Info, dass es ein Boot zurück zum Festland gibt und wir sagen nicht Nein. Im Vergleich zur Hinfahrt ist die Rückfahrt harmlos – nur sieben Stunden zwischen Fischsäcken, dieses Mal leeren Getränkekisten, Gepäck und Menschen – und der See ist fast spiegelglatt, keine Welle, kein Schaukeln, keine Übelkeit. Gut erholt kommen wir also wieder in Nkhata Bay an und auch wenn es mit einer längeren Schiffsreise nicht geklappt hat, die Stunden auf der ‘Malungo’ waren abenteuerlich genug.
Hallo ihr zwei,
mal wieder ein toller Bericht mit super Fotos, wie aus dem Reisekatalog 🙂
Und wenn ich mir das Geldbündelfoto so anschaue, hattet ihr wohl auch 2-3 komplette Monopoly im Rucksack?!
Viele liebe Grüße Jörg
Wunderbar! Ihr lasst es Euch ja so richtig gut gehen! Weiter so!
Irgendwie denkt man bei Afrika an andere Dinge als Kanu-Fahren und am Strand Zelten…
Super schöne Bilder!!!
Mal ehrlich…manchmal fotogtrafiert ihr nr die örtlichen Postkarten ab, oder?
Leider haben wir seit Ende Juni keine Postkarten mehr gesehen, so etwas gibt’s hier einfach nicht.
Ansonsten hätten wir sie natürlich abfotografiert.
Man gönnt sich ja sonst nichts!!! Euer Bericht samt den Bildern sind wieder mal zum neidisch werden. Wir wünschen weiterhin so schöne und gut ausgehende Erlebnisse und Erfahrungen. Lieben Gruß B+W