Zwischen Wildnis und Grossstadtdschungel

 

Unsere ersten Erfahrungen in Sambia sind überraschend, denn zum einen gibt es hier im Vergleich zu Malawi tatsächlich größere Städte, zum anderen moderne, südafrikanische Supermärkte, daneben aber die traditionellen Obst- und Gemüsemärkte, die viel preisgünstiger sind als die überteuerten Einkaufszentren (z.B. 5 € für 5 Pfirsiche, 4 € für Tomatensoße, 3 € für Nudeln). Vom quirligen, aber sehr angenehm freundlichen Chipata werden wir abgeholt, um die nächsten vier Tage im South Luangwa Nationalpark zu verbringen. Das Luangwa-Tal gilt als eine der letzten großen afrikanischen Wildnisgebiete, die nicht vom Tourismus überlaufen sind. Unsere Gruppe mit zwei Deutschen, zwei Franzosen, einem Engländer und einer Spanierin passt sehr gut zusammen und wir haben mit Gavin einen tollen Guide. Wir wollen nicht Tag für Tag erzählen was wir erlebt haben, aber von unseren zehn Highlights möchten wir berichten:

1. Walking Safari, also eine Safari zu Fuß, am Rand des Nationalparks. Wir sehen die Tiere aus einer ganz anderen Perspektive, kommen einer fünfzehnköpfigen Giraffenherde sehr nahe, sehen mehrere Elefanten (mit Sicherheitsabstand), begegnen Warzenschweinen und Impalas.

2. Der Luangwa-Fluss, der vor Krokodilen und Flusspferden an manchen Stellen fast schon überquillt (22.000 Flusspferde leben hier). Da unser Camp nahe am Fluss liegt, können wir nachts das lautstarke Grunzen der Hippos hören und tagsüber das ein oder andere Krokodil aus dem Pool heraus beobachten. Den 24 Krokodilen, die wir woanders im Wasser sehen, wollen wir lieber nicht zu Nahe kommen.

3. Der Elefant der uns am ersten Abend an der Camp-Bar besucht und nur wenige Meter von uns entfernt Blätter und Äste der Bäume verspeist. Näher können wir einem wilden Elefanten eigentlich kaum noch kommen.

4. Auch wenn schon öfters erwähnt: Sonnenuntergänge. Jeden Abend sinkt die Sonne tiefrot und als perfekte Kugel zum Horizont hinunter, bis sie dann hinter einem schönen Baum langsam verschwindet. Es ist Klischee-Afrika, aber immer wieder faszinierend.

5. Wild Dogs, die wir gleich am ersten Tag im Nationalpark sehen und eigentlich nur sehr schwer zu finden sind. Die vom Aussterben bedrohten Tiere sehen wir sogar dreimal (wobei es sich jedes Mal um dieselbe Vierergruppe handelt).

6. Die Vogelwelt am Fluss, von bunten Love Birds zu riesigen Geiern, unzähligen Storcharten, Kranichen (besonders schön: Grey Crowned Crane), zwei Eulen und vielen weiteren bunten und eigenartigen Flugwesen.

7. Als wir am zweiten Abend zurück in unser Camp fahren und zwischen uns und unseren Zelten ein großer Elefant steht. Aus Sicherheitsgründen müssen wir alle wieder zurück in den Safariwagen und warten bis der Elefant weiterzieht. Nachts hören wir Elefanten in Zeltnähe Äste und Zweige brechen und essen.

8. Die merkwürdigen Nachttiere, die wir auf den Fahrten im Dunkeln sehen: Zibetkatzen, Ginsterkatzen, Mangusten und ein großes Stachelschwein, das aber schnell im Busch verschwindet.

9. Mit Sicherheit das Highlight dieser Tage: ca. 15 Löwen (inklusive eines Baby-Löwen), die sich um einen erlegten Büffel sammeln und gerade entweder am Verdauen oder am Fressen sind und sich tief in das Innere der Büffelreste vorarbeiten. Die Löwen sind nur drei, vier Meter von uns entfernt und schauen uns gefühlt so direkt in die Augen, dass uns fast das Blut in den Adern gefriert und wir auf dem offenen Safariwagen etwas Richtung Mitte rutschen. Das laute Atmen, die riesigen Zähne und die mächtige Erscheinung eines Löwen jagen uns doch etwas Angst ein.

10. Last but not least: Der South Luangwa Nationalpark ist besonders bekannt für seine hohe Anzahl an Leoparden. Die ganzen Tage hoffen wir einen zu Gesicht zu bekommen, aber wir können keinen sehen und geben die Hoffnung schon auf, als wir dann am letzten Abend im Dunkeln gerade Richtung Camp fahren und doch noch einen Leoparden an einem kleinen Tümpel Wasser trinken sehen. Nach wenigen Sekunden verschwindet die elegante Katze aber auch schon wieder im Dunkeln der Nacht.

 

Nach vier Tagen müssen wir den wunderschönen, wilden South Luangwa Nationalpark auch schon wieder verlassen, wir sagen also “Goodbye” zu Antilopen, Elefanten, Giraffen und Löwen und machen uns über Chipata auf den Weg nach Lusaka, Sambias Hauptstadt. In Chipata nehmen wir den Bus der Gesellschaft Johabie, die uns aus zwei Gründen ganz besonders anspricht: In einem kleinen Werbeprospekt über das Unternehmen entnehmen wir unter der Überschrift “Unsere Stärken” unter Punkt 3) “Angestellte konsumieren keinen Alkohol während der Fahrt”, was für eine Busgesellschaft doch eine ganz und gar sinnvolle Eigenschaft ist. Außerdem bekommt man bei Johabie nach zehn Fahrten als Treueprämie eine Freifahrkarte, einen 25 kg-Sack Mehl, 2 kg Zucker, 2,5 Liter Öl, eine Badeseife und ein Bündel Waschseife. Wenn das kein gutes Prämienpaket ist! Vielleicht sollten wir das bei unseren Arbeitgebern vorschlagen: ‘Nach zehn gebuchten Reisen gibt es 2,5 Liter Öl als Treue-Geschenk’ oder bei ‘Abschluss eines auto motor und sport-Abos erhalten Sie als Dankeschön einen Sack mit 25 Kilogramm Mehl’. Wir werden sehen, was das betriebliche Vorschlagswesen dazu sagt 🙂

Das Beste an der Busgesellschaft ist allerdings, dass es unterwegs Chips gibt, wir zwei Sitzplätze haben und einigermaßen pünktlich und erholt am chaotischen Busbahnhof in Lusaka ankommen. Von Lusaka selbst gibt es eigentlich nicht so viel zu berichten, außer dass die Stadt ziemlich riesig ist, die sogenannte Innenstadt entlang der Cairo Road ziemlich hässlich im Sowjet-Stil gebaut wurde, die wahnsinnig großen, hypermodernen Einkaufszentren im kompletten Gegensatz zum ländlichen, armen Sambia stehen und wir den völlig überfüllten, an Chaos und Lebendigkeit kaum zu überbietenden Lusaka-Markt besuchen. In der Markthalle und drumherum gibt es eigentlich alles was man sich vorstellen kann, von Gemüse und Fischen, über Steckdosen, Röcke, CDs, Bretter, Schrauben, Schuhe, Schüsseln, Stühle, Matratzen und und und. Im Schneiderbereich kauft Susi sich einen Rock und im Gemüsebereich werden wir gescholten, weil wir ein Foto machen, das wir dann wieder löschen müssen. Ansonsten fällt uns auf, dass die Sambier unglaublich freundliche und offene Menschen sind, das haben wir bisher noch in keinem Land so stark bemerkt.

Nach zwei Tagen Lusaka reicht es uns aber auch wieder mit Großstadt und wir machen uns auf den Weg (mit neuem Luxusbus, blitzblank geputzt!) nach Livingstone, um dort die Victoriafälle zu sehen. Vielleicht gibt es dort auch etwas Erfrischung, denn die letzten Tage haben wir in fast unerträglicher Hitze verbracht (hier herrscht gerade die sogenannte “kühle Jahreszeit”, sprich ca. 30-35 Grad und erbarmungslose Sonne).

 

6 Gedanken zu „Zwischen Wildnis und Grossstadtdschungel“

  1. Hallo Ihr beiden,

    ich reise demnächst nach Sambia und habe auch vor, einige Nächte im South Luangwa Nationalpark zu verbringen. Eure Beschreibung (wie eure ganze Seite) gefällt mir super und ich wollte euch fragen, in welchem Camp ihr wart?
    Vielen lieben Dank 🙂

    1. Hi Lisa,
      wir waren im Wildlife Camp, wobei wir uns nicht bewusst für genau dieses Camp entschieden haben, sondern die Safari Company, über die wir die Tage im South Luangwa NP gebucht haben, hier einige Zelte stehen hat. (www.jackalberrysafaris.net).
      Das Camp war auf jeden Fall sehr gut, sauber und doch so in der Wildnis, dass Elefanten direkt durch das Camp marschieren können oder man vom Pool aus auf den Fluss schauen kann und mit etwas Glück Krokodile und Flusspferde sieht.
      Du kannst dich auf jeden Fall sehr drauf freuen!
      Wo willst du sonst noch in Sambia hin?

      1. Ohh danke, das hört sich super an.
        Freu mich auch schon mega.
        Da wir leider nur zwei Wochen haben wird sich unser Schwerpunkt auf NP, Victoria Falls und Lake Kariba beschränken.

  2. Wow – wieder so tolle Bilder! Und so nah dran!
    Nach solchen Tieren und den Momenten kann man wahrscheinlich süchtig werden, oder?
    Auch der Julian findet die Tierbilder super…

  3. Hallo, ihr Beiden,
    Bei solchen Erfahrungen können wir nicht mehr mithalten!!! Ihr übertrefft euch ja bei fast jedem Bericht. Einfach super!!! Waltraud macht immer uiuiuih!
    Also macht`s weiterhin so gut.
    Lieben Gruß von Bruno und Waltraud

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