Meterhohe Wellen, die gegen die Felsen krachen, weiße Gischt, tiefblauer Himmel, vor uns die unendlichen Weiten des Ozeans, hinter uns die Berglandschaft des Tsitsikamma Nationalparks – was wollen wir mehr als genau hier unser Zelt aufzuschlagen? Es ist ein wunderbarer Platz um in der Natur zu übernachten (natürlich mit allem was dazugehört wie Leberwurstbrote, Nudeln mit Tomatensoße und zum Frühstück Müsli mit Milchpulvermilch) und wir können die Zeit voll und ganz genießen. Ein kleiner Wanderweg führt uns an der Küste entlang über spitze Felsen und durch unwegsames Gelände, immer mit Blick auf die faszinierenden Wellen, davor meistens noch ein paar blühende Wildblumen, es könnte hier kaum schöner sein. Auch der kurze Spaziergang zur Mündung des Storms River, die von einer eindrucksvollen Hängebrücke überspannt wird, macht viel Spaß. Obwohl wir inzwischen doch schon viele verschiedene Landschaften gesehen und bewundert haben, dieses Fleckchen Südafrikas hat seinen ganz besonderen Reiz.
Über die Bloukrans-Brücke mit dem höchsten Bungee-Sprung der Welt aus 216m (angeblich kann man umsonst springen, wenn man nackt ist) fahren wir weiter bis nach Nature’s Valley, das seinem Namen alle Ehre macht und bis auf einige kleine Ferienhäuser Natur pur bietet. Hier fließt der Groot River in den Ozean und wir paddeln mit dem Kajak einige Kilometer bis zur Mündung, die völlig versandet ist. Der Fluss sickert unterirdisch ins Meer, oben gibt’s “nur” kilometerlangen Sandstrand und wir sind froh mit dem Kajak den großen Wellen auf dem Meer nicht zu nahe zu kommen. Während wir auf dem Campingplatz einer Antilope beim Grasen zuschauen, versucht ein Affe unser Essen im Auto zu klauen. Wir gehen von einem typischen Trickdiebstahl aus, aber wir sind auf der Hut und verjagen den Dieb. Bereits in Sambia hat uns ein Affe Äpfel geklaut und uns danach hämisch aus der Baumkrone angegrinst. Das wollen wir uns nicht noch einmal gefallen lassen! Nicht mehr ganz so naturbelassen ist es bei den Stopps in weiteren Surfer- und Strandorten (Plettenberg Bay, Mossel Bay), denen leider ein bisschen das Flair fehlt. Hier geht es vor allem um die perfekte Welle und den besten Ritt. Aber wie bereits erwähnt sind wir keine Surfer, dazu spielt das Wetter nicht so mit und wir machen uns lieber auf ins De Hoop Naturreservat.
Voraussichtlich ein letztes Mal auf unserer Reise schlagen wir unser Zelt auf und wir werden schon etwas wehmütig, denn wir haben uns in Afrika an Isomatte, Schlafsack und Campingkocher ganz gut gewöhnt. Auf letzterem sind wir fast schon Profis geworden und wir wissen wie man aus wenig Zutaten einiges rausholen kann. Aber natürlich freuen wir uns auch auf einen Herd, eine Spülmaschine und mehr als nur eine Mini-Pfanne zu haben… Camping im De Hoop heißt leider auch Vorsicht vor Schlangen und Skorpionen! Der Warnhinweis vor den extrem giftigen Kobras und Puffottern lässt uns leider etwas unentspannt ins Zelt kriechen und als es dann verdächtig an der Zeltwand raschelt müssen wir uns noch etwas enger in die Mitte legen. Glücklicherweise sehen wir weder Schlange noch Skorpion, dafür aber Buntböcke, Paviane, Zebras und Elandantilopen. Das Naturreservat liegt direkt am Meer und über fast schneeweiße, große Dünen blicken wir mal wieder auf den indischen Ozean. Nach ca. einer Sekunde ruft Susi “Da ist ein Wal!”, “Und da”, “Und hier”, “Ja, hier direkt am Strand auch”, “Und da in den Wellen” und und und. Der ganze lange Strandabschnitt ist voller Wale und die Dünen sind ein perfekter Aussichtspunkt zum Zuschauen. Immer wieder strecken die Wale ihre Köpfe aus dem Wasser, pusten Wasser heraus, zeigen ihre große Flosse oder schwimmen einfach nur direkt an der Oberfläche. Wieder einmal ein herrlicher Tag, den wir mit stundenlangem Genießen von Meer und Strand verbringen. Strandspaziergänge können wir uns kaum noch schöner vorstellen. Zur Krönung des Tages gibt’s sogar Ferrero Rocher!
An der Küste entlang weiter nach Süden kommt nicht mehr viel – bis auf den südlichsten Punkt Afrikas an dem der indische und der atlantische Ozean zusammentreffen. Es ist ein sturmumtostes Kap (Cape Agulhas) und eigentlich auch gar nichts besonderes, aber wir stehen am südlichsten Punkt des Kontinents! Die zahlreichen Schiffswracks um das Kap herum sind leider nicht sichtbar, aber wir können uns gut vorstellen wie bei den unwirtlichen Bedingungen das ein oder andere Schiff unterging. Mit fangfrischem Fisch auf dem Teller können wir auf einen wunderschönen Tag am Meer mit Walen, Strand, traumhaften Dünen und der Südspitze Afrikas zurückblicken.
Wale – das ist auch mehr oder weniger das einzige was Hermanus bekannt macht. Die kleine Stadt gilt als der beste Ort weltweit, um von Land aus die großen Meeresbewohner zu bestaunen. Und wie wir schnell bemerken auch nicht zu unrecht. Von den Klippen am alten Hafen können wir schön in die Bucht hinunter schauen und man muss zu dieser Jahreszeit schon sehr viel Pech haben, um keinen Wal zu sehen. Wir sehen ca. zehn Tiere, einen der sogar zwei Sprünge aus dem Wasser vorführt. Hermanus beschäftigt sogar einen Wal-Ausrufer, der den ganzen Tag die Klippen entlang geht und bei der Sichtung eines Wals in ein großes Horn bläst. Das Tröten hören wir immer wieder, aber eigentlich ist es völlig unnötig, denn die Tiere sind auch so leicht zu sehen und zu beobachten. Man kann auch ganz einfach in die Richtung blicken in die alle Touristen schauen und mit ihren Fingern zeigen. Sozusagen Whale Watching für Anfänger.
Die Pinguine, die wir am nächsten Tag sehen, stinken dagegen etwas ab – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Ganz niedlich sind sie mit ihrem Gewatschel schon, aber halt doch kein Wal. Für uns geht es nun weiter zu unserer letzten Station auf unserer Reise, nach Kapstadt. Von afrikanischen Wildtieren, ganz egal ob Wal, Affe oder Antilope, müssen wir uns leider verabschieden. Uns bleiben noch einige Tage, um das Kap der guten Hoffnung, den Tafelberg und Kapstadt selbst zu erkunden. Wir können es noch gar nicht glauben, dass wir nur noch eine Woche haben. Uns kommt es erst so kurz her vor als wir in Feuerland waren und gesagt haben “Wow, die erste Woche ging ziemlich schnell vorbei” – “Egal, wir haben noch 34 vor uns!”.
Ach wie schön…und doch so schnell…
Kann’s noch gar nicht glauben, dass wir uns schon bald wieder sehen. Feiert heute noch schön und bis Montag oder Dienstag :-*