Vier Wochen zurück in Deutschland und der Alltag hat uns wieder. Zum einen sind wir froh, dass wir viel zu tun haben, denn wenn wir jetzt alleine auf dem Sofa sitzen und Däumchen drehen würden, dann würde die Sehnsucht nach Reisen und Abenteuer in den Himmel wachsen. Das Eingespanntsein in den Alltag hilft uns, nicht in ein Loch zu fallen, von dem andere Langzeitreisende erzählt haben. Ein Loch, das es einem schwer macht wieder zurück in der Konsumgesellschaft Fuß zu fassen, mit dem täglichen Luxus und Komfort zurechtzukommen und die scheinbar banalen Problemchen unserer Mitmenschen („Jeden Tag hat die S-Bahn Verspätung“) zu verstehen. Zum anderen ermüdet einen der Alltag: Viel schneller als uns lieb ist, ist man wieder zurück im alten Leben. Das tägliche Leben geht von vollem Genuss und maximaler Freiheit gnadenlos in einen durchstrukturierten Rhythmus über. Bei der Arbeit ist man wieder in dieselben Projekte eingespannt, morgens um 6.30 aufstehen, Frühstücken, Duschen, Arbeiten, Einkaufen, abends heißt es dann Wohnungen anschauen, Handytarife vergleichen und und und. Zeit zum Reflektieren, zum Zurückdenken und Verarbeiten all der wunderbaren Erlebnisse bleibt uns kaum.
Immer wieder blitzt aber doch ein Gedanke wie „Weißt du noch als…“ auf und gemeinsam können wir über eine kleine Reiseanekdote schmunzeln. Weißt du noch als… weckt wunderbare Erinnerungen in uns, an lustige Situationen, traumhafte Landschaften, Gefühle, besondere Menschen, Farben oder Gerüche. Aber der Satz entfacht auch die Sehnsucht nach dem Traum. „Weißt du noch als wir im Zug zum Münchner Flughafen saßen und Sekt getrunken haben“ – da hatten wir unsere komplette Traumreise noch vor uns. Das sind die Momente, in denen wir uns fragen: Was machen wir hier eigentlich? Draußen wartet doch die weite Welt auf uns! Bisher bekommen wir es aber hin unsere Sehnsucht wieder einzufangen, denn Freunde, Familie und die Vorfreude auf die neue Wohnung haben uns ebenso fest im Griff. Und unsere Freunde und Familie tun uns besonders gut, denn sie sind offen für unsere Erzählungen, offen für das was wir gerade noch verarbeiten müssen. Wir hören zwar immer wieder dieselben Fragen, vor allem von Personen, die uns nicht ganz so nahe stehen („Und, wie war’s?“ (Antwort: „Gut!“) oder der Klassiker „Und, wo war’s am schönsten?“ (Antwort: „Das kommt drauf an…“ Hier hat man dann die Chance zu einem langen Monolog anzusetzen oder es einfach bei diesen vier Wörtern zu belassen)), aber beim Erzählen und Reden kommen uns so viele Erinnerungen wieder hoch, an die man im durchgetakteten Alltag nicht immer denken kann.
Und so fühlt es sich nach vier Wochen zum einen wieder gut an Zuhause zu sein und überhaupt ein Zuhause zu haben, zum anderen immer noch etwas eigenartig, denn die Zeit auf Reisen verging einfach viel zu schnell. Die nächsten Wochen werden wir weiterhin viel beschäftigt sein mit Umzug, Arbeit und weiter dem deutschen Alltag näherzukommen. Wenn wir an die 30 Umzugskartons und die zahlreichen auseinandergebauten, in einzelnen Brettern daliegenden Möbelstücke denken, dann fragen wir uns schon, wer den ganzen Kram eigentlich braucht. In acht Monaten sind wir mit dem Inhalt zweier Rucksäcke ausgekommen. Wer braucht eigentlich so viele Gegenstände, die wir maximal einmal im Jahr verwenden? Wer braucht fünf verschiedene Parfums, damit auch auf jeden Fall für jede Gelegenheit das Richtige dabei ist? Warum benötigen wir immer von allem das Neueste? Wir hoffen jedenfalls, dass wir etwas aus dieser Reise mitnehmen können, nicht nur Erinnerungen, sondern auch Einstellungen und Denkweisen: Wir müssen nicht alles besitzen, wir müssen nicht ständig hetzen, wir können uns Zeit nehmen, Geduld haben und uns einfach damit begnügen, dass wir in einer privilegierten Gesellschaft aufwachsen. Das sollte eigentlich Grund genug zur Freude sein!
Dass wir in den zurückliegenden acht Monaten genau das Richtige gemacht haben, sehen wir jeden Tag: Bei der Arbeit laufen uns Werbeanzeigen mit so verlockenden Slogans „Sammle Erfahrungen, nicht Dinge“ oder „Träume werden wahr, wenn wir Grenzen überwinden“ über den Weg. Nicht zu vergessen auch der Slogan der Motor Presse Stuttgart „Das Leben ist dafür da es anzupacken“. Ganz genau das haben wir gemacht – unvergessliche Erfahrungen gesammelt, Träume wahr werden lassen, Grenzen überwunden und das wahre Leben angepackt. Und das Gute daran für uns ist: Es wird uns niemand mehr nehmen können. Das Gute für Euch: Es ist gar nicht so schwierig, man muss sich nur auf den Weg machen!