Nach den Erlebnissen in Arica sind wir froh, dass wir einen Bus bekommen, der uns nachts heil durch die Einsamkeiten der Atacama-Wüste bis nach San Pedro de Atacama bringt.
Der Ort, eigentlich nur ein kleines Wüsten-Bergdorf, liegt wunderschön zwischen den ringsum hohen Bergen, der Salar de Atacama (Salzlagune) und verschiedenen Tälern, die mit eigenartigen Felsformationen aufwarten. Aufgrund der tollen Lage und den einzigartigen und auch unterschiedlichen Landschaften hat sich San Pedro voll und ganz dem Tourismus verschrieben, was seine Vorteile hat, aber natürlich auch seine Nachteile. Der Charme des Örtchens scheint so langsam zu verfliegen, es reiht sich ein Tourveranstalter an den nächsten, überall Restaurants und Souvernirshops, die leider (neben einigen authentischen Produkten) häufig Ramsch verkaufen. Dazu gesellen sich zahlreiche Touristen aus aller Herren Länder und auf der Straße wird man häufig angesprochen, ob man nicht eine Tour buchen oder etwas leckeres essen möchte. Gleichzeitig gibt es aber auch eine gute Infrastruktur mit Fernbusverbindungen, vielen schönen Cafés, Hinterhöfen und die alten Lehmgebäude sind ordentlich rausgeputzt. Da man hier leider auf eigene Faust nicht so viel unternehmen kann, ist man auf eine Tour angewiesen. Also nutzen auch wir die Infrastruktur des Massentourismus und besuchen am ersten Tag in einer kleinen Gruppe das Valle del Muerte (Tal des Todes) und das Valle de la Luna (Mondtal), die beide mit ihren mondähnlichen Landschaften wunderschön sind. Im Mondtal können wir auch eine kleine Wanderung durch eine Salzhöhle machen, das meiste Gestein besteht hier einfach aus großen Salzkristallen. Dazwischen erheben sich riesige Sanddünen, rote Steine und hohe Felskanten. Zum Sonnenuntergang gehen wir auf eine große Düne, die auch von zahlreichen anderen Kleinbussen angefahren wird, so dass pünktlich zum Untergang mehr als 100 Menschen auf der Düne stehen. Dennoch genießen wir die Aussicht auf die Wüste, die Felsen und den Vulkan Licancabur während sich die Landschaft von orange über rot zu lila verfärbt.
Auch am zweiten Tag in San Pedro schließen wir uns nachmittags einer Tour zur Laguna Cejar an, die am Rand des Atacama-Salzsees liegt. Die Lagune ist voller verschiedener Mineralien, aber dennoch zum Baden geeignet – oder besser gesagt zum Treiben lassen. Aufgrund des hohen Salzgehalts schwimmt man automatisch oben, man kann einfach nicht untergehen. Brustschwimmen ist nicht möglich, da man die Füße nicht richtig unter die Wasseroberfläche bekommt. Aber man kann sich einfach auf dem kleinen See treiben lassen und in den Himmel schauen, ein einmaliges und vor allem lustiges Erlebnis. Danach ist man zwar voller Salz und die Haare sind starr, aber das ist es Wert. Von dort fahren wir weiter zu einer weiteren Lagune, die eigentlich nur aus weißen Salzkristallen besteht. Es ist schon ein eigenartiges Erlebnis auf einer schneeweißen Salzfläche zu gehen. Zunächst sind wir enttäuscht als es plötzlich leicht anfängt zu regnen – und das in der trockensten Wüste der Welt! Doch kurz danach erscheint ein riesiger Regenbogen direkt über dem Salzsee und beschert uns einen herrlichen Sonnenuntergang. Heute gibt es zum Abschluss der Tour noch zwei bis drei Pisco Sour, so dass wir gut einschlafen können.
Bevor wir uns weiter auf den Weg nach Argentinien machen, lassen wir es uns noch einen Tag im Hostel gut gehen, genießen die Sonne im Garten, die leckeren Empanadas, die frischen Guavensäfte und unterhalten uns lange mit unseren Mitreisenden.
Trotz der unzähligen Touristen im Ort (zu denen wir ja auch gehören) gefällt es uns hier gut, die Atmosphäre ist sehr entspannt und die Landschaft sehr abwechslungsreich.
Dennoch machen wir uns nach drei Tagen auf nach Salta in Argentinien, das wir über eine atemberaubend schöne Passstraße (die Angaben schwanken zwischen 4.200 und 4.800 m) durch die Anden erreichen. Mit einer Träne im Knopfloch verlassen wir das wunderschöne Chile, durch das wir die letzten acht Wochen vom äußersten Süden bis in den extremen Norden gereist sind. Aber wir freuen uns auch auf neue Erlebnisse und so sitzen wir gerade in Salta und uns läuft schon das Wasser im Mund zusammen, wenn wir an die Humitas und Tamales denken, die wir gleich gemeinsam mit einem wohlverdienten Bier verdrücken werden 🙂
Bei dieser Beschreibung und diesen Bildern kann man nur neidisch werden. Eine faszinierende Landschaft – aber eben nur zum Anschauen. Wohnen möchte ich dort dann doch nicht! Eure Berichte über Eure Schwimm-Versuche im Salzsee erinnern uns an das Tote Meer. Da ist es genauso!
Weiterhin tolle Erfahrungen und schöne Bilder wünschen Euch Waltraud und Bruno