Wo der wilde Sambesi fliesst

 

Mit der Hoffnung auf etwas Abkühlung verlassen wir Lusaka und sieben Stunden später erreichen wir bei fast unerträglichen Temperaturen Livingstone, vielleicht das Extremsport-Mekka Afrikas. Aber wir sind nicht wegen Bungee-Jumping, Rafting oder irgendwelchen anderen teuren, adrenalinsteigernden Aktivitäten hier, sondern wegen den weltberühmten Victoriafällen. Livingstone selbst ist eine ganz nette, aufgeräumte Stadt, die sogar den ein oder andern europäischen Zug hat, unser Hostel wartet mit einem Pool, einer großen Chillout-Zone, einer ordentlichen Küche zum Selbstkochen und schönen Bungalow-Doppelzimmern auf. Hier können wir getrost die nächsten vier Tage verbringen.

Erfrischung bekommen wir dann erst am zweiten Tag als wir die Victoriafälle hautnah erleben. Es ist ein komisches, aber auch ein gutes Gefühl nach langer Zeit mal wieder eine solche Sehenswürdigkeit zu besuchen, wo viele weiße Touristen unterwegs sind und man alle möglichen Sprachen zu hören bekommt. Den ersten Blick auf die riesigen Fälle haben wir noch durch dichtes Gebüsch, das Donnern der Wassermassen hören wir aber schon von Weitem. Langsam nähern wir uns dem Geschehen und wir sind ziemlich beeindruckt von den Naturgewalten, die sich vor uns abspielen. Der Sambesi, der oberhalb der Fälle eine breite von 1,7 Kilometern erreicht, stürzt über die gesamte Breite im Durchschnitt 100 Meter tief in eine enge Schlucht. Da die Schlucht so eng ist, spritzt das Wasser und die Gischt auf der anderen Seite, auf der man als Besucher stehen kann, wieder gute 130 Meter hinauf. Hier haben wir also unsere erhoffte Erfrischung, denn an manchen Stellen werden wir ordentlich nass. Zur Regenzeit krachen 500 Millionen Liter Wasser pro Minute die Victoriafälle hinab, als wir dort sind sind es ca. 100 Millionen Liter. Unterhalb der Fälle gibt es nur einen kleinen “Abfluss” aus der Schlucht und der Sambesi windet sich dann durch mehrere wilde Canyons. Verschiedene Wege führen uns zu diversen Aussichtspunkten auf die Fälle, mal näher dran, mal weiter weg, mal nass, mal trocken, mal von unten, mal von oben, aber eins bleibt gleich: Sie sind unglaublich faszinierend. Dazu die grüne, tropische Landschaft, die Palmen und Paviane, die senkrechen Felswände auf allen Seiten, wir sind begeistert. Nachmittags, wenn die Sonne etwas tiefer steht, entstehen in der Gischt zahlreiche Regenbögen in unwirklichen Neonfarbtönen. Es wird zum Teil so kitschig, dass wir darauf warten bis ein pinkes Einhorn vorbeifliegt. Aber es kommt nicht und die farbenfrohen Bögen sind tatsächlich echt und nicht nur kitschig, sondern natürlich auch schön.

Einen zweiten Tag bei den Wasserfällen verbringen wir auf der simbabwischen Seite des Flusses, von wo die Fälle noch gigantischer wirken und man mehr als einen Kilometer an den Fällen entlang gehen kann. Nichts als dröhnende, schnell hinabstürzende Wassermassen, Meter für Meter. In der lokalen Sprache heißen die Fälle “Mosi oa Tunya”, was so viel wie donnernder Rauch bedeutet und auf die von weitem sichtbaren, hochaufsteigenden Gischtfontänen hinweist. Von Simbabwe aus sehen wir noch mehr Regenbögen, noch mehr Kitsch, noch mehr Farben, noch mehr Wasser und wir werden noch nässer. Zurück geht es zu Fuß über die Victoria-Brücke, die den Grenzfluss Sambesi überquert, und wir schauen den wagemutigen Bungeespringern zu. Werden wir schwach und wollen es auch ausprobieren?? Keine Sorge, da bringen uns keine zehn Pferde dazu!

Nach den tollen Tagen am wilden Sambesi, wollen wir noch eine etwas ruhigere Seite des Flusses besuchen. Für drei Tage fahren wir auf eine kleine Insel 60 Kilometer flussaufwärts der Victoriafälle, zur Jungle Junction. Bis auf eine kleine Lodge mit Campingplatz gibt es auf der Insel nichts. Die kurze Überfahrt mit dem Kanu ist ganz nett, denn als wir auf die simbabwische Seite des Flusses blicken, sehen wir eine Elefantenherde beim Trinken, während wir gleichzeitig den Stromschnellen ausweichen. Ganz so ruhig ist der Fluss hier doch nicht, die Insel dafür umso mehr. Hier relaxen wir zwei Tage (Schwimmen im Fluss ist nicht angebracht, es gibt Krokodile und Flusspferde) und besuchen an einem Mittag ein kleines Dorf auf dem Festland, um dort etwas über die lokale Küche zu lernen. Gemeinsam mit einer Frau des Dorfes kochen wir das allgegenwärtige Nshima (Maisbrei) sowie verschiedene Gemüsepfannen (eine Art Auberginen, so etwas wie Spinat und Okraschoten). Gekocht wird hier auf dem offenen Feuer. Wir sind hier gemeinsam mit einer französischen Familie und der Sohn hat Armbänder für die Kinder zum Selbstknüpfen dabei. Schnell sind wir umzingelt von Kindern und ebenso bald sind die Rollen verteilt: Während Susi beim Gemüseschneiden hilft und Armbänder knüpft, spielt Daniel mit den Jungs Fußball. Erschöpft sind wir danach beide und wir freuen uns auf das leckere Essen, das wir, wie es auf dem Land üblich ist, mit den Fingern essen. Bei unserem Besuch im Dorf sind wir besonders fasziniert von der Offenheit und der Freundlichkeit der Menschen, die uns schon im ganzen Land aufgefallen ist.

Sambia werden mit Sicherheit in sehr schöner Erinnerung behalten, auch wenn unser Aufenthalt hier “nur” 15 Tage lang war. Etwas traurig müssen wir die kleine Dschungelinsel und den wilden Sambesi dann auch schon wieder verlassen, auf uns wartet bereits das nächste Abenteuer: Namibia.

3 Gedanken zu „Wo der wilde Sambesi fliesst“

  1. Oh, da kommen Erinnerungen hoch…Die Victoria Falls sind einfach toll 🙂
    Noch eine tolle restliche Zeit wünsche ich euch!!

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