Nach einigen Tagen in Ushuaia (angeblich das Ende der Welt) begeben wir uns auf die Stella Australis, die durch die patagonischen Meerengen und Fjorde bis nach Punta Arenas in Chile fährt. Die Kabinen, das Essen und der Service sind natürlich nicht mit den Tagen in Hostels zu vergleichen und so können wir von Anfang an die Expeditionskreuzfahrt genießen: eine Kabine mit riesigem Fenster, durch die morgens die ersten Sonnenstrahlen scheinen, leckere 3-4-Gänge-Menüs mit viel frischem Fisch und alle Getränke an der Bar inklusive. An Pisco Sour kann man sich da schnell gewöhnen 🙂 Unsere Reisegefährten sind bunt gemischt, wobei wir den Altersdurchschnitt deutlich nach unten ziehen. Immerhin gibt es keine Kleiderordnung und in Outdoor-Klamotten fällt man nicht auf. Insgesamt sind Passagiere von 20 unterschiedlichen Nationen an Bord, in erster Linie aber US-Amerikaner, Franzosen, Spanier und Deutsche, darunter unsere netten Tischnachbarn Angelika und Franz aus München. Die Voraussetzungen für eine gute Fahrt sind also gegeben.
Über Nacht steuert die Stella den nun aber wirklich südlichsten Punkt der Welt an (ausgenommen Antarktis): Kap Hoorn. Die Fahrt dahin über den teils offenen Ozean ist nicht ganz ohne, an Schlaf ist nur zum Teil zu denken. Aber wir werden trotz starkem Schwanken nicht seekrank und erreichen früh morgens die Felsklippen des windumtosten Kap Hoorn. Schätzungsweise sind bei der Umfahrung der Südspitze Amerikas bereits ca. 800 Schiffe gesunken und man geht von ca. 10.000 Toten aus. Bei uns ergibt sich aber in einer etwas ruhigeren Bucht die Möglichkeit doch noch über die Beiboote (Zodiacs) an Land zu gehen. Auf die Zodiacs zu kommen ist nicht ganz einfach, aber es macht auch Spaß von einem Kreuzfahrtschiff aus auf ein kleines Gummiboot umzusteigen und damit auf die kleine Insel zu fahren. Die Kap Hoorn-Insel ist nicht besonders groß, es gibt eigentlich nur ein Denkmal, einen kleinen Leuchtturm (mit Haus) und eine kleine Kapelle – und viel viel Wind. Und hier wohnt tatsächlich eine chilenische Familie, weit weg von jeder Zivilisation oder überhaupt von irgendeiner Siedlung. Im Gänsemarsch geht es mit den anderen 200 Passagieren zur Klippe hinauf und das Gefühl nun wirklich am sagenumwobenen Kap Hoorn zu sein hat schon etwas mystisches. Zur Antarktis sind es noch 600 km.
Zurück an Bord werden wir bei Vorträgen über alles Wichtige informiert: Geschichte der Seefahrt, Pinguine, ehemalige Indiobevölkerung, frühere Expeditionen und es ist sogar ein Glaziologe dabei. Es wird also nicht langweilig 🙂
Mittags machen wir einen weiteren Landgang in der Wulaia-Bucht. Die Aussicht ist einfach traumhaft und wir genießen das tolle Wetter, die Ruhe, die Natur und heiße Schokolade mit Whiskey. Tolles Wetter heißt hier 15°C und Sonne pur. Das Abendprogramm mit Bingo, Modenschau und Karaoke lassen wir aus diversen Gründen ausfallen… Bei der Versteigerung der Navigationsseekarte halten wir uns vornehm zurück! 400 Dollar sind uns doch zu viel!
Auch am nächsten Tag lacht pünktlich zum Landgang die Sonne für uns. Wir machen Stopp beim Aguila Gletscher. Und hier ist es wirklich unendlich schön: schaut man in die eine Richtung blickt man auf den Gletscher, der hinter einem Strand aufragt, dreht man sich um, steht man einem wunderschönen Bergpanorama gegenüber und selbst ist man ganz klein inmitten grandioser Natur. Man weiß nicht, in welche Richtung man eigentlich schauen soll. Mit den Zodiacs legen wir am Strand an und wandern am Ufer entlang zum herrlich blauschimmernden Gletscher.
Am letzten Tag werden wir von der aufgehenden Sonne geweckt und freuen uns auf den Besuch der Isla Magdalena mit ca. 70.000 Magellan-Pinguinpaaren. Soweit das Auge reicht: nur Pinguine! Sie sind soo süß, wie sie lustig und tollpatschig durch die Gegend watscheln! Erst wenn sie ins Wasser springen sieht man, dass das ihr eigentliches Element ist.
Leider ist unsere 4-Tagestour auf der Stella Australis nun schon wieder vorbei. Auf unserer Fahrt haben uns Robben, Delphine und sogar zweimal Wale begleitet. Das Essen war immer lecker (und viel zu viel), die Crew war toll und das Wetter hätte besser kaum sein können! Für unseren Preis unschlagbar ;-)! Nein im Ernst, die Tour ist wirklich ein einmaliges Erlebnis, da man Orte besucht, die anders zum Teil einfach nicht erreichbar sind und man unberührte Natur hautnah erleben kann. Wir sind einfach nur begeistert! 🙂